Zwei Tipps gegen Lampenfieber – Rhetorik-Coaching für Führungskräfte von Friederike Freifrau von Mirbach

Zwei kontraintuitive Tipps zum Thema Lampenfieber

Herzrasen, kalter Schweiß, das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen – Lampenfieber kann im schlimmsten Fall eine existentielle Angst auslösen. Viele meiner Klientinnen und Klienten haben Lampenfieber. Und ich selbst kenne das Gefühl natürlich auch. Der erste Wunsch: das Lampenfieber wegzudrücken, sich aufmunternd zu sagen „ach so schlimm wird’s schon nicht werden“ oder „das hat ja schonmal geklappt“. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es uns kurz vorher überrollt. Angst vor Gruppen zu sprechen ist übrigens eine der verbreitetsten Ängste überhaupt.

Was also tun, wenn mich kurz vor einer Rede Panik befällt?

Zwei Tipps aus der Schauspiel-Toolbox, die eher kontraintuitiv sind:

  1. Sich strecken und dabei ausatmen. Das hilft, das Nervensystem zu beruhigen, denn die bewusste Ausatmung aktiviert den Parasympathikus, unseren Beruhigungsnerv. (Es nicht nötig, direkt anschließend tief einzuatmen – der natürliche Atemfluss setzt danach von selbst wieder ein.)
  2. Geben Sie Ihrem Lampenfieber einen Namen. Sagen Sie zum Beispiel: „Richard, setz dich auf meine Schulter und lass uns gemeinsam einen guten Auftritt hinlegen.“ Das nimmt der Angst ihre Macht und macht sie zu einem Teil von Ihnen, den Sie integrieren können, statt ihn zu bekämpfen.

Schattenarbeit – ein weiterer Zugang zum Lampenfieber

Phil Stutz und Barry Michels, die als Psychotherapeuten einige Oscar-Preisträger beraten haben, gehen noch einen Schritt weiter:

Sie empfehlen, sich mit dem eigenen „Schatten“ auseinanderzusetzen – also mit den Anteilen von uns, die wir ablehnen, weil sie uns schwach, peinlich oder unzulänglich erscheinen. Genau dieser Schatten wird oft besonders aktiv, wenn wir auf einer Bühne oder vor einer Gruppe stehen. Indem wir lernen, ihm liebevoll zu begegnen, ihn zu akzeptieren und vielleicht sogar humorvoll einzuladen („Komm, mein lieber Schatten, lass uns das zusammen machen“), verlieren diese Anteile ihre zerstörerische Kraft. Stattdessen können sie uns sogar Energie geben und uns authentischer wirken lassen.