Ich bin mitten in wunderbaren Geschichten aufgewachsen. Mein Vater ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Hemingway war sein Vorbild – Military, Pferde, Irland, also das ganz große Kino waren seine Themen.
Ich war als Kind, eher introvertiert, schüchtern. Mein Vater sagte zu mir: „Du kannst alles sagen, aber sei niemals langweilig.“ Und das hindert einen schon daran, einfach so draufloszureden, was einem gerade so in den Sinn kommt, weil man weiß: Es muss ja etwas Geniales sein.
Also wurde ich immer stummer, war in der Schule ein Kind, das sich nicht traute, sich zu melden – aus Angst, nicht das Richtige zu sagen.
Dann lernte ich zwei Jahre vor dem Abitur im Theater in Würzburg Schauspieler kennen, und ich war beeindruckt von deren Ausdrucksstärke. Sie wussten, wie man mit Sprache umgeht, wie man das in Beziehung setzt zu sich selbst – und welche Rolle auch Emotionen und Energie für eine Rolle spielen.
Ich lernte den Unterschied, dass es beim öffentlichen Sprechen um die Rolle geht und nicht um mich persönlich. Wir sind immer das Sprachrohr für Inhalte. Auch beim Schauspieler geht es nicht darum, um eine Selbstpräsentation, sondern Shakespeare Worte bestmöglich zu interpretieren und in die Herzen der Zuschauer zu sprechen. Und so ist jeder auch im Job in einer Rolle. Mir half es meine Schüchternheit zu überwinden, parallel dazu bekam ich Techniken an die Hand, wie ich Botschaften verkörpere. Wenn wir uns kraftvoll fühlen, nehmen wir uns mehr Raum, unsere Stimme ist moduliert und auch unser Denken funktioniert besser. Deshalb macht uns eine körperlich stimmliche Vorbereitung viel selbstbewusster – und ist der beste Weg, um mit Lampenfieber umzugehen.
Es macht keinen Spaß, Menschen zuzuhören, die eventuell mit großartigen Stimmen Floskeln aufsagen. Wenn jemand wirklich eine Botschaft hat und diese verkörpert, hören wir gerne zu.
Heute zeige ich Menschen im Topmanagement, wie sie sich mit ihrer Botschaft verbinden – statt Text aufzusagen. Denn Überzeugung entsteht nur, wenn das Was und Wie deckungsgleich sind. Das kann man lernen. Sie sind herzlich willkommen, Friederike von Mirbach